Am 20. November 2024 kurz vor Mitternacht begann der siebte Vulkanausbruch bei der alten Kraterreihe Sundhnukagigaröd auf der Halbinsel Reykjanes. Diesmal wurden auch die Isländer davon überrascht und etwas auf dem falschen oder vielleicht besser gesagt, heissen Fuss erwischt. Nun, 16 Tage später sieht es danach aus, als würde diese Eruption bald zu Ende sein. Aber während dem Ausbruch teilweise vor Ort zu sein, war wiederum ein sehr eindrückliches Erlebnis. Der folgende Beitrag beinhaltet Fakten und zeigt erhaltene und eigene Bilder.
Noch am 18. November spekulierten Vulkanologen und Medien, ob es wohl eher am Wahlwochenende Ende November oder an Weihnachten zum nächsten Ausbruch kommen würde. Man wusste durch Messungen, dass sich bereits wieder viel Magma angesammelt hatte und die Landhebung auf ähnlichem Niveau wie beim letzten Ausbruchs im vergangenen August lag. Spät am Abend des 20. November öffnete sich nach einer nur kurz dauernden Erdbebenserie die Erde zum siebten Mal und innert kurzer Zeit schossen Lavafontänen auf einer Länge von drei Kilometern in die Höhe. Hotelgäste und Personal der Blauen Lagune sowie die wenigen aktuellen Bewohner von Grindavik konnten schnell und problemlos evakuiert werden, man ist mittlerweile geübt darin. Ersten Angaben aus den Medien war zu entnehmen, dass es sich um einen eher kleinen Ausbruch zwischen Sylingarfell und Stora-Skogfell handeln würde. So sah ich für mich wenig Chance, die Eruption bei meiner Ankunft in Island noch zu sehen. Ein eindrückliches Bild schickte Eggert von zu Hause gegen 11 Uhr – in Island kann das Morgenrot schon sehr speziell sein!
Später aber zeigte sich, der Ausbruch würde länger dauern und sei der zweitgrösste der Serie. Am 29.11. wurde die von neuer Lava bedeckte Fläche mit 9,1 km2 beziffert, das Volumen auf 47 Millionen Kubikmeter. Auch der Ausstoss von Schwefeldioxid war beträchtlich zu diesem Zeitpunkt. Der Ausbruch folgte nicht genau demselben Muster der früheren Ausbrüche. Zwar reduzierte sich die Aktivität schon am Morgen des 21. November auf drei Krater, aber mit Entsetzen stellte man fest, dass der Lavastrom des mittleren Kraters nicht nur den Grindavikurvegur erneut überflossen hatte, sondern sich mehr in westlicher Richtung bewegte, einen Strommasten zerstörte und sich unaufhaltsam dem Parkplatz der Blauen Lagune näherte. Am Nachmittag wurden 350 Parkplätze und ein Gepäckaufbewahrungsgebäude von Lava zugedeckt. Beides lag ausserhalb des Schutzwalls. Eindrückliche Bilder schickte Matthias von Volcano Heli, herzlichen Dank für die Erlaubnis die hier Bilder veröffentlichen zu dürfen.
Um Kraftwerk, Hotels und Badeanlagen zu schützen, musste schnell gehandelt werden. Auch darin hat man mittlerweile Erfahrung und begann sofort mit den Arbeiten, Tag und Nacht erhöhte man den Schutzwall und es wurden Wasserpumpen installiert, welche die glühende Lava mit bis zu 26’000 Litern kaltem Wasser pro Minute bespritzen und kühlten. Das Wasser stammte vom Kraftwerk Svartsengi. Glücklicherweise hatte man die Pumpen bereits im Frühsommer angeschafft, sie hatten sich schon bewährt. Die ersten Erfahrungen sammelte man mit Wasserkühlung 1973 beim Ausbruch auf Heimaey. Verschont blieb zum Glück diesmal die Heisswasserleitung nach Njardvik. Sie wurde zwar auch unter neuer Lava begraben, aber blieb intakt und es kam bei den frostigen Temperaturen nicht zu Heizungsausfällen wie im Februar 2024. Schon nach kurzer Zeit wurde eine neue Strasse zur Blauen Lagune und nach Grindavik in Angriff genommen, zum wiederholten Mal. Diese wird etwas anders gelegt als die letzte und das alte Stück wird als Besichtigungspunkt für Touristen genutzt werden können. 600 Meter Strasse müssen neu gemacht werden, wie Bilder in den sozialen Medien vom 6. Dezember zeigen, ist sie schon weit fortgeschritten. Dem auf Lastwagen geladenen neuen Strommasten begegnete ich mit dem Auto auf dem Sudurstrandarvegur am 25. November. 450 Meter neue Stromleitung galt es zu verlegen. Ja, sie sind fleissig und schnell die Isländer! Für Islands Wirtschaft sind sowohl das Kraftwerk als auch die Blaue Lagune wichtig, letztere gehört auch Rentenfonds und man setzt alles daran Blue Lagoon möglichst schnell zu öffnen. Heute, 6. Dezember war es soweit, der Badebetrieb konnte wieder starten, noch mit etwas verkürzten Öffnungszeiten und längerer Anfahrt via Hafnir und Nesvegur bis zum Parkplatz in Grindavik. Von dort werden die Badegäste mit Shuttlebussen zu Blue Lagoon gebracht. Auf deren Webseite wird man sehen können, wie lange die Anreise so geregelt ist.
Am letzten Tag der Herbstfarbenreise im Oktober stand ich mit meinen Mitreisenden noch auf dem jetzt von Lava überdeckten Parkplatz und wir schauten uns die berühmte Badeanlage von aussen an. Wie beobachteten Baumaschinen bei der Arbeit und wie man den Informationen entnehmen konnte, wird gerade an einem neuen Eingangsbereich und erweiterten Badeanlagen gearbeitet. Ich frage mich aber doch, wie sinnvoll dies während einer laufenden Ausbruchsserie ist? Ausser der für 16 Tage geschlossenen Blauen Lagune und einigen Strassensperrungen in diesem Gebiet kamen auch bei diesem Vulkanausbruch keine Menschen zu Schaden und es gab keinerlei Einschränkungen für Reisen oder beim Flugverkehr. Bestimmt werden sich Vulkanologen bald wieder zu Spekulationen hinreissen lassen, wie es mit der Ausbruchsserie auf Reykjanes weitergehen könnte. Die definitive Antwort wird die Erde liefern. GPS-Messungen zeigen, die Landhebung hat schon wieder begonnen, die Magmakammer füllt sich von tief unten.
Beim Anflug nach Keflavik hatte ich das Glück auf der richtigen Seite zu sitzen und konnte mindestens zwei, wenn nicht sogar alle drei aktive Krater sehen.
Während meines Aufenthaltes speite es nur noch aus dem nördlichsten Krater, dessen Lava nach Osten, Richtung Fagradalsfjall floss und in den dunkleren Stunden gut erkennbar war. Ich erhielt tolle Fotogelegenheiten aus Distanz für welche ich sehr dankbar bin.
Selbst vom Ferienhaus konnte ich das Vulkanglühen erkennen.
Nochmals eine gute Chance bot sich beim Rückflug am 30. November. Kurzfristig hatte ich aufgrund der Windrichtung des Wetterberichts meine Sitzwahl geändert und sass mit der Kamera bereit auf meinem Sitz, zugegebenermassen etwas angespannt und nicht wissend, ob es klappen würde. Hohe Geschwindigkeit und Dunkelheit stellten eine besondere Herausforderung dar. Ich vertraute auf mein Sony 70-200mm/f2,8 Objektiv und bin den Resultaten der Einstellungen 147 mm, f2,8, ISO 10’000 und 1/400 s doch ganz zufrieden. Die Bilder sind zwar nicht ganz scharf, aber die glühenden Strukturen des Lavastroms sind gut erkennbar.
8. Dezember 2024 um 9:22
Liebe Marianne einmal mehr: herzlichen Dank für den interessanten und authentischen Bericht!
Ich wünsche dir eine frohe, friedliche Adventszeit, freue mich schon auf die nächste Reise mit dir!
Herzlich Ursula
8. Dezember 2024 um 17:38
Vielen Dank für deine Feedback zum Blogbeitrag liebe Ursula. Ja, ich freue mich auch sehr, dass du wieder auf einer Reise von mir dabei sein wirst. Geniesse eine schöne Advents- und Weihnachtszeit. Herzliche Grüsse Marianne
8. Dezember 2024 um 8:21
Guten Morgen Marianne,
ein herzliches Dankeschön für den eindrucksvollen Bericht mit den Fotos!
Nun bist Du wieder hier in der Schweiz, bekommst aber sicher die neuesten Nachrichten von Eggert, das heisst: Du bist auf dem Laufenden.
Ich wünsche Dir eine schöne, besinnliche Advents- und Weihnachtszeit , alles Gute fürs 2025! Mit herzlichen Grüssen eo
8. Dezember 2024 um 17:35
Herzlichen Dank für deine Zeilen und Wünsche liebe Elisabeth. Geniesse auch eine schöne Advents- und Weihnachtszeit. Herzlich Marianne