Am 1. April 2025 kam es zum lange erwarteten achten Vulkanausbruch in der Sundhnukagigar-Kraterreihe, welcher nur kurz dauerte, aber dennoch grosse Auswirkungen auf der Halbinsel Reykjanes zeigt und in einigen Bereichen von der Norm der vorgehenden Eruptionen abweicht. Es war definitiv kein Aprilscherz!
Die Magmakammer unter Svartsengi hatte sich längst zum Niveau vor dem letzten Ausbruch gefüllt und eine neue Eruption wurde seit Wochen erwartet. Man rechnete deshalb mit einem grossen Ausbruch, welcher sich aber nur kurz vorher ankündigen würde. Am 1. April kam es dann anders. Morgens um 6.30 Uhr startete eine Magmaintrusion in der Erdkruste, unter 2400 registrierten Erdbeben formte sich im Boden ein neuer Magmatunnel. Die Vulkanologen sprechen von einem Dyke (auch Dike geschrieben, je nach Quelle), die isländische Bezeichnung ist „Kvikuhlaup“. Mit dieser Meldung begannen an diesem Morgen die isländischen Nachrichten. Der 1. April ist kein optimaler Tag für so etwas und ich war nicht die einzige, die dachte, was dies für ein schlechter Aprilscherz sei! Aber es war kein Scherz, Grindavik und die Blauen Lagune wurden sofort evakuiert, auf Reykjanes und in Reykjavik waren Erdbeben zu spüren, die Erde zitterte im wieder. Im Verlauf des Vormittags kam es zum Vulkanausbruch, eine Spalte öffnete sich nördlich von Grindavik. Aber bereits beim Betrachten der Videos der Live-Webcams hatte man das Gefühl, die Lavafontänen seien weniger hoch als bei vorherigen Vulkanausbrüchen. Beunruhigend war die Nähe zu Grindavik. Einen Schreckensmoment gab es, als sich eine zweite Spalte innerhalb des Schutzwalls und nur fünfhundert Meter vom Ort öffnete. Bilder zeigten glühende Lava beim Damm und mit dem alten, bereits bei einem früheren Ausbruch zerstörten Gewächshaus. Es war höchste Zeit, nun auch die Leute zu evakuieren, welche eigentlich in Grindavik bleiben wollten.
Erste Vulkanenthusiasten hatten schon Flüge gebucht, waren teilweise bereits unterwegs, aber der Ausbruch dauerte gerade mal sechs Stunden. Die Vulkanspalte zog sich auch nur über eine Länge von etwas mehr als einem Kilometer, weniger als sonst. Wie bei den vorhergehenden Ausbrüchen wurde das Gebiet von den Behörden umgehend abgesperrt und es gab diesmal nicht sehr viele Bilder oder Videos, auch keine eigenen. Die Eruption mag klein gewesen sein, das Ereignis selbst wird aber als gross bezeichnet und Tage danach gibt es Rätsel und Unklarheiten. Wegen der Formung des Magma-Dykes setzte sich die seismische Aktivität auch nach dem Ausbruch fort und in der Landschaft zeigten sich deutliche Deformationen. Bei Svartsengi senkte sich das Land um 25 Zentimeter, wie auch bei anderen Ausbrüchen, aber über dem Magmatunnel kam es zu einer Landhebung von bis zu 30 Zentimetern, am nördlichen Ende des Tunnels entstand zudem ein neuer Graben. Bis um 21 Uhr des 1. Aprils dehnte sich der Dyke Richtung Nordosten aus, er hat eine Gesamtlänge von ungefähr 20 Kilometern. Der Dyke befindet sich in der Erdkruste drin, im Süden ungefähr in 1500 Metern Tiefe, sonst weiter unten. Es ist möglich, dass sich das eingeflossene Magma nun darin verfestigt, aber es kann natürlich auch zu weiteren Ausbrüchen kommen. Als eine Folge der Entstehung des Magmatunnels dürften die anhaltenden Erdbeben eingeordnet werden. Einige davon waren stark und sehr gut spürbar auf der Halbinsel und in der Hauptstadt. Während in der ersten Zeit 10o bis 200 Erdstösse pro Stunde registriert wurden, waren es in der Nacht auf den 4. April und am selben Morgen noch 20 bis 30 pro Stunde. Am 4. April wurden die Gefahrenzonen von den Behörden bereits etwas herabgestuft, in der Blauen Lagune wurde bereits am 2. April der Betrieb wieder aufgenommen, diese war diesmal weniger direkt betroffen als beim siebten Ausbruch vom 20. November 2024. Auch Grindavik ist nicht mehr gesperrt. Allerdings bleibt die Unsicherheit auf der anderen Seite des Dykes, etwas nördlich vom kegelförmigen Berg Keilir und bei Vogar. Die Flughafenstrasse von Reykjavik nach Keflavik könnte unmittelbar gefährdet sein, sollte es dort zu einem Ausbruch kommen. Es wird weiterhin unter Fachleuten spekuliert, ob es mit den Vulkanausbrüchen auf Reykjanes noch jahre- oder jahrzehntelang so weitergeht oder ob dieser Ausbruch nun das Ende der Serie von acht, rechnet man Fagradalsfjall dazu, elf Eruptionen seit 2021 sei. GPS-Messungen zeigen, die Landhebung bei Svartsengi hat wieder begonnen…
Wie schon in einem früheren Beitrag stelle ich nochmals die Frage, ob man dies alles nicht in einen globalen Zusammenhang stellen sollte? Es gab kürzlich weltweit andere Vulkanausbrüche, wie zum Beispiel auf Hawaii, bei den Phlegräischen Feldern in Neapel ist man in Alarmbereitschaft, das Erdbeben Ende März kostete in Myanmar und Thailand viele Menschenleben und brachte grosse Zerstörung, am 5. April wurde ein starkes Erdbeben im Meer nördlich von Australien registriert, in dessen Folge es eine Tsunamiwarnung für Papua Neuguinea gab. Ist unsere Erde, unsere Erdkruste mit den Kontinentalplatten generell in Bewegung?
Weiterführende Links:
6. April 2025 um 19:51
Danke für den sehr interessanten Bericht. Man kann gespannt sein,wie es sich weiter entwickelt und wie Du erwähnst: weltweit!
7. April 2025 um 9:27
Danke für den Kommentar liebe Cathérine und ja, es bleibt spannend, in Island zeigen auch andere Regionen erhöhte seismische Aktivität.