Eindrücklicher Augenschein in Grindavik

Das Restaurant Salthusid zeigt wie in Grindavik ganze Häuser verformt und zerstört wurden. 30.04.2025

Zugegeben, man könnte es Sensationstourismus nennen oder sogar als Gaffen bezeichnen, aber nach so vielen Erwähnungen und Berichten seit Winter wollte ich mir den Ort unbedingt anschauen, was aktuell auch erlaubt ist. Der Besuch war ernüchternd, das regnerische Wetter passte zum Anblick, Sonnenschein hätte die Situation vor Ort nicht beschönigt. Um die Kamera vor dem Regen zu schützen, entstanden alle Aufnahmen mit dem Handy. Die Bilder entsprechen nicht unbedingt meinen Anforderungen, aber sie zeigen die tragische Situation.

Die Anfahrt nach Grindavik führt von der Flughafenstrasse, vorbei an Blue Lagoon mehrmals über neu angelegte Strassenabschnitte durch die jüngsten Lavafelder der Ausbrüche bei den Sundhnukagigarkratern. Es ist (oder wäre) an einigen Stellen verboten anzuhalten um Bilder zu machen, da die Strassenabschnitte nicht breit sind und es aus dem noch warmen Gestein neben der Strasse dampft. Mein Bild entstand nicht auf einem solchen Abschnitt und es waren gerade keine weiteren Autos zu sehen, als ich schnell aus dem Fenster fotografierte.

Die Strasse nach Grindavik führt durch neue Lava. 30.04.2025

Im Ort gibt es unübersehbare Warnschilder mit Instruktionen, was bei einem Alarm zu tun ist. Fluchtwege sind klar und deutlich markiert.

Das örtliche Hotel vermittelt  einen eigenartigen Eindruck mit den Anzeigen, dass Zimmer zu vermieten seien. Vermutlich ist es ein erfolgloser Versuch Gäste anzulocken.

In Grindavik angekommen, fällt trotz etwas Verkehr die Leere auf! Ausser einigen Touristen wie ich, sind keine Menschen zu sehen. Ich stoppe auf dem Parkplatz mit der eindrücklichen Bilderausstellung zu den Geschehnissen. Einige Fotos sind hier in der Galerie zu finden.

Ein Spaziergang und eine Fahrt durch den Ort waren sowohl eindrücklich als auch frustrierend. Am Hafen wird zwar gearbeitet und ein Fischtrawler lag dort vertäut, aber bis auf eine Bäckerei und ein Fish and Chips Restaurant schien alles verlassen zu sein. Wenige Leute wohnen anscheinend im Ort, ganze Strassenzüge sind abgesperrt, die Schäden vielerorts deutlich sichtbar.

Meinen Augen traute ich nicht, als ich das Restaurant Salthusid entdeckte, in welchem wir ab und zu mit Gruppen zum Lunch waren und wo auch Saerunn arbeitete, die nach der Evakuierung mit ihrem Mann einen Winter lang in meinem Ferienhaus wohnte. Ich wusste, dass das Gebäude total verformt war und nach dem Erdbeben im November 2023 nicht mehr betreten werden durfte. Die schiefe Lage eines Gebäudeteils verdeutlicht die Kräfte, welche da gewirkt haben. Irgendwann wird es wie andere, irreparable Gebäude abgerissen werden.

 

Grindavik, wie auch die Blaue Lagune sind von vielen neuen Schutzwällen umgeben, die Landschaft sieht so ganz anders aus. Auch ein Teil der ursprünglichen Zufahrtsstrassen ist gesperrt, wie zum Beispiel diejenige, welche am alten, nahegelegenen, nicht mehr genutzten Treibhaus vorbeiführte. Gleich dahinter gab es am 1. April eine kleine Ausbruchsspalte.

Grindavik bietet einen trostlosen, verlassenen, gespenstischen Anblick und wirkt fast geisterhaft. Der Staat hat die meisten Häuser ihren Besitzern abgekauft, sie haben hoffentlich alle etwas Passendes gefunden um neu zu starten. Einen Ort verlassen zu müssen, fällt niemals leicht und diese Gedanken an die Betroffenen bleibt hängen, wenn man in Grindavik einen Augenschein nimmt!

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