Updates vom 21. Juli und 16. August zum neunten Vulkanausbruch bei den Sundhnunkagigarkratern sind am Ende des Beitrags zu finden.
Am 16. Juli 2025 kurz vor 4 Uhr isländische Zeit startete der neunte Ausbruch bei den Sundhnukagigarkratern. Man könnte meinen, es sei eine Trotzreaktion des Vulkans, weil die Behörden bei einer Risikoeinschätzung am Vortag verlauten liessen, eine nächste Eruption könnte es im Herbst geben.
Nur wenige Stunden später kam es zu einer intensiven Erdbebentätigkeit, so dass die Behörden entschieden, Grindavik und die Blaue Lagune zu evakuieren. Noch in der selben Nacht öffnete sich zwischen Hagafell und Stora-Skogfell eine Spalte, aus welcher Lavafontänen hochschossen. Die Spalte war zuerst 700 Meter lang, aber dehnte sich bis auf 2,4 Kilometer aus. Weiter östlich und näher am Fagradalsfjall öffnete sich gegen Mittag eine weitere kleinere Spalte. Der Ausbruch reicht nun auf der Halbinsel Reykjanes weiter nach Norden als die vorherigen Eruptionen. Die Lava strömt aber mehrheitlich nach Osten und gefährdet glücklichrweise keine Infrastruktur, weder diejenige von Blue Lagoon noch des Ortes Grindavik.
Gemäss RUV mussten aus den Hotels der Blauen Lagune ungefähr 200 Personen evakuiert werden, zwanzig bis dreissig dürften vom Campingplatz in Grindavik weggebracht worden sein. Etwas unklar scheint zu sein, wieviele Personen in den Häusern von Grindavik waren. Man hatte ihnen eine Aufenthaltsgenehmigung für den Sommer erteilt. Das Leben des Ortes schien gerade wieder so etwas wie Normalität zu gewinnen und viele hofften, die Vulkanausbrüche hätten ein Ende gefunden nach der kurzen Eruption vom 1. April. Genau am 16. Juli hätte auch das traditionelle Golfturnier von Grindavik gestartet. Es wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Wann die Leute zurück nach Grindavik können, wurde noch nicht festgelegt. Die Blaue Lagune öffnet sobald als möglich, der Flugverkehr war trotz Flughafennähe nie beeinträchtigt.
Wie bei den anderen Ausbrüchen, reagierten die Medien sehr schnell mit der Aufschaltung der Webcams. Da war aber leider nur am frühen Morgen etwas zu sehen, wegen der Windrichtung verdeckte die Rauchwolke die Sicht auf den Ausbruch völlig. Die Rauchentwicklung war sehr stark und die Luftwerte Richtung Keflavik waren in den früheren Morgenstundenwaren teilweise sehr schlecht. Die Bewohner wurden aufgefordert, die Fenster zu schliessen. Die Jugendlichen des Sommerprogramms mit öffentlicher Gartenarbeit wurden wegen der schlechten Luftqualität wieder nach Hause geschickt. Trotz eigentlich gutem Wetter hing eine schwere, dunkle Wolke über der Nordseite der Halbinsel Reykjanes. Die Luftwerte werden gut überwacht und können auf der Webseite loftgaedi.is jederzeit angeschaut werden. Mehr Schwefeldioxid wurde auch auf der fast windstillen Halbinsel Snaefellsnes gemessen. Personen vor Ort berichteten auch von einem bläulichen Dunst und einem schwefligen Geruch. Zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Beitrags ist alles wieder absolut im grünen Bereich. Nicht berücksichtigt werden die CO2-Werte, welche wegen verschiedener Vegetationsbrände erhöht sind.
Wie schon beim sechsten Ausbruch vom 22. August 2024 kam es wegen des Zusammenwirkens von basaltische Lavafontänen und Wind zur Bildung von glasartigen Pele-Haaren, die wie im früheren Blogbeitrag beschrieben mit Vorsicht zu behandeln sind. In Island werden die feinen Fäden aus vulkanischem Glas als „Nornahar“ (übersetzt Hexenhaar) bezeichnet. Ganze Büschel davon waren bei der Garage von Best Travel in Njardvik gefunden.
Gemäss den Angaben des Icelandic Met Office IMO hat die Intensität des Ausbruchs m Laufe des Tages nachgelassen. Vermutlich wird sich bals alles auf einen oder wenige Krater reduzieren. Es fragt sich, nur wie lange diese aktiv sein werden.
Aus den Erfahrungen der vorherigen acht Eruptionen bei Sundhnukagigar seit Dezember 2023, total zwölf Eruptionen rechnet man diejenigen am Fagradalsfjall von 2021/22 dazu, hat man mehr und mehr gelernt. Evakuierungen werden schnell und problemlos durchgeführt und das Gebiet wird sofort abgesperrt, so dass auch keine Touristen irgendwo in Ausbruchsnähe sind. Die Neugier und das Interesse der Islandbesuchenden ist aber gross und diese suchten sich auch diesmal einen Ort mit Sicht auf den Vulkan aus Distanz, so wie meine Reisegäste von Wintermärchen 2024 und ich selbst mehrmals taten.
Wie es weitergeht mit den Reykjanesfeuern kann niemand beantworten, die Vulkanologen spekulieren bereits wieder.
Youtube Drohnen-Livestream von Isak Finnbogason
Update vom 21. Juli 2025
Der neunte Vulkanausbruch bei den Sundhnukagigakratern kam wie oben erwähnt einigermassen überraschend und früher als die Wissenschaftler vermuteten. Er dauert nun schon auch länger als derjenige vom 1. April. Fünf Tage später, am 21. Juli sind in der Mitte der neuen Spalte noch zwei Krater aktiv und speien Lava. Die Intensität ist aber längst nicht mehr so hoch wie zu Beginn des Ausbruchs, wie es auch bei den vorherigen Eruptionen zu beobachten war. Da für die in der Nähe liegende Infrastruktur keine Gefahr bestand, wurde die Blaue Lagune mit den Hotels bereits am Abend nach Ausbruchsbeginn, am 16. Juli wieder geöffnet. Einwohner und Arbeitende durften auch wieder zurück nach Grindavik, nicht aber Touristen. Dies führte zu viel Unmut, weil man nicht verstand, weshalb Blue Lagoon Touristen aufnehmen kann, nicht aber die Anbieter von Grindavik. Es kam sogar zu Protesten, als auch noch Ursula von der Leyen, die EU Präsidenten während eines Staatsbesuchs per Helikopter nach Grindavik geflogen wurde. Erzürnte Leute von Grindavik blockierten daraufhin die Strasse zur Blauen Lagune und erreichten, dass auch Gästehäuser, Hotels und der Campingplatz von Grindavik wieder öffnen durften.
Anders als bei den früheren Ausbrüchen ist die Luftbelastung durch vulkanische Gase bei diesem Ausbruch sicht- und spürbar höher. Seit Tagen liegt über weiten Teilen der Insel und über dem Meer ein Vulkandunst, besonders hohe Werte wurden im Südwesten, Westen und Norden des Landes gemessen. Der Vulkan stösst Schwefeldioxid (SO2) aus, die Belastun beim Ausbruchsgebiet ist am grössten. Vulkanischer Dunst (auch blauer Dunst genannt) entsteht in der Atmosphäre, wenn SO2 mit Sonnenlicht, Feuchtigkeit und Sauerstoff zu SO4 reagiert. Dabei entstehen feine Sulfatpartikeln. Wetterbegünstigt durch relativ wenig Wind konnte man diese blaue Schicht während den letzten Tagen vielerorts beobachten.
Trotz der hohen Gasbelastung sind nun auch wieder viele Leute unterwegs zur Ausbruchsstelle. Die beim Ausbruch des Fagradalsfjall erstellten Parkplätze sind bereits mehr als voll und entlang der Strasse werden Autos abgestellt. Es dürfte einmal mehr zu chaotischen Verkehrssituationen kommen. Unglaublich gefährlich wird es, wenn die Leute auf der neusten Lava herumgehen. Das Gestein ist noch nicht sehr fest und kann jederzeit einbrechen, darunter ist möglicherweise noch glühende Lava. Vermutlich kümmern sich kaum Besuchende um die Gasbelastung, was auch fatal sein könnte. Wie die für die Sicherheit zuständigen Behörden reagieren werden, bleibt abzuwarten. Was auf alle Fälle zu empfehlen ist für alle, die zum Ausbruch gehen: Besucht auch Grindavik und unterstützt die lokalen Restaurants.
Wie schon in früheren Beiträgen vermutet, scheint auch diesmal die Erde nicht nun in Island in Bewegung zu sein. In den Medien waren Berichte eines Erdbebens mit Tsunamiwarnung vor der Küste Alaskas am 17. Juli und Erdstössen in Neapel zu lesen, wo die Leute aus Angst auf die Strassen flüchteten. Man weiss um die Unsicherheit beim Supervulkan um die Campi Flegrei. Und ganz aktuell gab es heute, 21. Juli um 13 Uhr ein spürbares Erdbeben der Stärke 4,2 auf der Richterskala in der Schweiz mit Epizentrum in Mürren.
Natürlich sind wir gespannt, wie es mit dieser Eruption weitergeht, wie lange sie anhält und ob ein Wetterwechsel den Dunst verschwinden lässt und die Webcams von RUV oder diejenige bei Vogastapi von Live from Iceland wieder eine besser Sicht zulassen und Reisende die Landschaft in ihrer ganzen Schönheit erleben können.
Update vom 16. August 2025
Am 5. August wurde der neunte Vulkanausbruch von den Behörden als beendet erklärt. Im verbleibenden letzten Krater wurde keine flüssige Lava mehr entdeckt. Bis zu diesem Datum pulsierte die Lava, mal spritzte sie höher, mal weniger, tendenziell war die Aktivitität in der Nacht höher. Auf die Wanderung, einen Heliflug oder eine Fahrt mit dem Vulkanshuttle-Superjeep verzichtete ich bei dieser Eruption, die Möglichkeiten wurden aber rege genutzt. Von Vogastapi hatte ich eine tolle, wenn auch etwas entferntere Sicht. Die Eruption war den vorausgehenden Ausbrüchen einigermassen ähnlich, die ausgestossene Menge an Vulkangasen war aber deutlich höher und tagelang lag der blaue Vulkandunst über der ganzen Insel oder je nach Wind über Teilen davon und verdeckte auch die Sonne. Die Magmakammer unter Svartsengi begann sich sofort mit dem Ende des Ausbruchs wieder zu füllen. Folgt bald der zehnte Ausbruch?
- Blick von Vogastapi über die Flughafenstrasse zum aktiven Krater und einen überfliegenden Helikopter. 30.07.2025
- Aus dem letzten aktiven Krater steigen Vulkangase als Rauch und Dampf und hoch. Vogastapi, 30.07.2025
- Bis zum 4. August spritzte ab und zu etwas Lava aus dem noch aktiven Krater. Vogastapi, 30.07.2025
22. Juli 2025 um 10:01
Immer wieder interessante und lehrreiche Beiträge. Vielen Dank. Bin gespannt auf die Septemberreise.
Liebe Grüsse
Susanne
22. Juli 2025 um 18:02
Liebe Susanne. Danke für deine lieben Worte. Und ich freue mich so sehr auf die Herbstfarbenreise und auf dich 🙂
Herzlich Marianne