
Blick aus dem Flugzeug auf Grindavik und Lavafelder von Sundhnukagigar (hinter dem Ort) und Fagradalsfjall (rechter Rand). 14.05.2024
Die Veränderungen der Landschaft in und um Grindavik durch die vulkanische Aktivität seit März 2021 lassen sich eindrücklich mit Bildern aus der Luft dokumentieren. Fliegt man mit Icelandair von Zürich nach Keflavik, führt die häufigste Route über den Hafenort im Süden der Halbinsel Reykjanes. So haben sich bei mir einige Bilder angesammelt, deren Vergleich sehr interessant ist. Auf dieser Webseite wurde bereits viel über den Ort und das Gebiet rund um Grindavik berichtet, startend mit der Landhebung im Jahr 2020, gefolgt von den Vulkanausbrüchen am Fagradalsfjall 2021 und 2022. Heftige Erdbebentätigkeit im November 2023 führte zur Evakuierung des Ortes, im Dezember ereignete sich der erste Ausbruch bei den Sundhnukagigar-Kratern, sechs weitere Eruptionen folgten bis November 2024. Jederzeit könnte es dort zu einem neuen Ausbruch kommen, Magmaintrusion und Landhebung haben das Niveau vor der letzten Eruption wieder erreicht. Niemand weiss, ob Grindavik direkt betroffen sein wird oder wie beim letzten Mal die Blaue Lagune oder ein andere Zone in der Umgebung. Ein Ausbruch kann ohne grosse Vorwarnung beginnen, die Behörden warnen aktuell vor Aufenthalten und Wanderungen im Gebiet und bitten darum, gegebenenfalls Strassenschliessungen zu respektieren, siehe safetravel.is.
Es lohnt sich die Geschichte Grindaviks kurz zu überblicken, der Name des Ortes bedeutet übersetzt Gitterbucht. Grindavik wurde bereits zur Zeit der Besiedlung im Jahr 934 im Landnahmebuch erwähnt. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts, als die Dänen das Handelsmonopol einführten, nutzten diese Grindavik als Handelshafen, die Boote mussten damals noch an Land gezogen werden, da ein natürlicher Hafen fehlte. 1627 überfielen Piraten aus Marokko und Algerien neben anderen isländischen Küstengebieten auch Grindavik, verschleppten und verkauften einige Bewohner in die Sklaverei. Erst mit dem neu gebauten Hafen stieg ab dem Jahr 1939 die Bevölkerungszahl des Ortes, dank besseren Bedingungen für Fischerei und Fischindustrie. 1930 lebten in Grindavik knapp 260 Personen, 1980 waren es mehr als 1900 Einwohner, im Januar 2023 zählte man deren 3670. Obwohl die berühmte Blaue Lagune auf dem Gemeindegebiet von Grindavik liegt, wurde der Ort lange Zeit touristisch nicht sehr viel besucht. Mit den Vulkanausbrüchen am nahen Fagradalsfjall 2021 und 2022 rückte der Ort aber in den weltweiten Fokus. Ab September 2021, als nach Covid wieder einfacher gereist werden konnte, strömten Vulkanbegeisterte ins Gebiet, Hotelbetten und Campingplätze der Region waren gefragter denn je, Grindavik war kein unbekannter Name mehr. Der touristische Höhenflug änderte schlagartig mit dem starken Erdbeben am 11. November 2023, als der gesamte Ort evakuiert werden wurde. Schäden und neue, teilweise versteckte Erdspalten machten Grindavik zu einem mehr oder weniger unbewohnbaren Ort. Mittlerweile hat der Staat die meisten Häuser aufgekauft. Schutzwälle wurden in Rekordtempo gebaut und halfen bis jetzt Schlimmeres zu verhindern. Auf eigenes Risiko darf man sich aktuell in Grindavik aufhalten, wenige Personen leben und/oder arbeiten wieder dort, jederzeit bereit zu fliehen, wenn ein Alarm losgeht. Ich hatte vor, mir Grindavik bei meinem letzten Aufenthalt anzusehen, aber wegen des Ausbruchs im November 2024 wurde nichts daraus. Das ganze Gebiet war grossräumig gesperrt. Aus sicherer Distanz gelangen mir Bilder zu speienden Kratern und glühender Lava.
Um die Luftbilder besser vergleichen zu können, werden diese nun direkt und nicht wie sonst üblich als Galerie eingefügt.

Luftbild auf Grindavik und die Lavafelder am Fagradalsfjall (rechts). Im Hintergrund rechts Reykjavik, Mitte Vogar, links Keflavik. 01.10.2021

Grindavik und die Halbinsel Reykjanes schneebedeckt, nur die noch warme Lava am Fagradalsfjall ist schwarz. 17.02.2022

Blick aus dem Heli auf einen erloschenen Krater am Fagradalsfjall, im Hintergrund Grindavik. 16.08.2022

Blick aus dem Flugzeug auf Grindavik, Blue Lagoon (links oben) und die neuen Lavafelder, die auch den Ortsrand von Grindavik erreicht haben. 09.03.2024
Wird der nächste Ausbruch wiederum um die Zeit der Wintermärchenreise starten? 2023 erlebten wir dies zum Reiseabschluss. Die Vulkanologen sind sich einmal mehr uneinig, es wird von einem Ausbruch im Februar oder Mitte März geredet, selbst keine neue Eruption sei eine Möglichkeit. Kommt es zu einem weiteren Ausbruch, ist zu hoffen, dass es weder Schäden an Mensch noch an Infrastruktur geben wird.