Erdbebenschocks im Südwesten Islands – Update 1. März

Die Erdbeben erreigneten sich um den Vulkan Keilir. 31.12.2012

Ahnungslos war ich im Nordosten Islands mit dem Camper unterwegs, im Radio spielte gefällige Musik, als sich der Mann am Äther plötzlich einschaltete, da er in Reykjavik gerade selbst ein deutliches Erdbeben verspürt hatte! Update am Ende des usprünglichen Berichts.  Dies geschah am 24. Februar kurz nach 10 Uhr. Schon wenig später zeigte die Webseite des Meteorologischen Dienstes den Erdstoss an und bezifferte die Stärke mit 5,7 auf der Richterskala.

Bildschirmfoto der Erdbebentägigkeit von vedur.is kurz nach dem Erdbeben. 24.02.2021

Der Radiosprecher war verständlicherweise aufgeregt, denn es schüttelte noch mehr und in den folgenden Nachrichten gab es mehr und mehr Berichte zu Lampen, die in den Häusern schwankten, von Geschirr, welches in den Schränken klapperte und von Schülern, welche in Grindavik gemäss Vorschrift unters Pult kriechen mussten, bis sie von den Eltern abgeholt wurden. Man konnte auch erfahren, dass das Erdbeben weit im Land verspürt wurde, selbst in der Gegend von Hvammstangi und bis Isafjördur in den Westfjorden. Für die Halbinsel Reykjanes und im Gebiet Arnessysla im Süden wurde in der Folge die Gefahrenstufe erhöht, damit die zuständigen Behörden im dringenden Fall schnell und unkompliziert handeln können. Erdbebentätigkeit ist in diesem Gebiet nichts ungewöhnliches, denn hier verläuft der Mittelatlantische Rücken, die Halbinsel Reyjanes ist von vielen parallelen Spalten durchzogen, die vor allem aus der Luft gut sichtbar sind. Dass aber gleiche mehrere Erdstösse mit einer Stärke von mehr als 4 aufeinanderfolgen, ist sehr selten.

Bildschirmfoto der Erdbebentätigkeit auf der Halbinsel Reykjanes von vedur.is. 26.02.2021

Verletzt wurde glücklicherweise niemand, aber später wurde in Visir ein Bild veröffentlicht, welches eine Spalte in der Strasse zwischen Thorlakshöfn und Grindavik zeigt. Da die Beben anhielten, wurde die Bevölkerung angehalten, sich nicht an Orten aufzuhalten, wo Steinschlag und Erdrutsche drohen, zudem sollte man den Haushalt auf lose Dinge untersuchen und diese befestigen und zum Beispiel Geschirr zuunterst in den Schränken platzieren. Nach wie vor ist auf der Vedur-Webseite die Warnung in Gelb ersichtlich und das zurecht, denn drei Tage später, am Morgen des 27. Februar ereignete sich nochmals ein Erdstoss der Stärke 5,2, Hunderte weitere Beben wurden aufgezeichnet, einige über Stärke 3.

Bildschirmfoto von vedur.is. Wieder mehr Erdbeben auf Reykjanes. 27.02.2021

Gemäss den Behörden, handelt es sich eher um tektonische Tätigkeit und man nimmt hält einen Vulkanausbruch für unwahrscheinlich. Ausschliessen kann man dies aber nie und bereits existiert eine Karte, die mögliche Ausbruchsorte definiert und allfällige Lavaströme aufzeigt. In einem solchen Falle könnte es sein, dass Farmen oder auch eine Siedlung abgeschnitten werden könnte. Dafür hat man auch Evakuierungspläne. Nützlich dürfte die Arbeit sein, welche im Januar 2020 geleistet wurde. Damals gab es eine schnelle Landhebung und Erdbebentätigkeit beim Berg Thorbjörn in der Nähe von Grindavik, wie auf dieser Webseite berichtet wurde. Zur Zeit befinden sich die Erdbebenzentren in der Nähe des 378 Meter hohen Vulkans Keilir, welcher sich von den umgebenden Lavafeldern und Kratern deutlich abhebt. Keilir ist als Silhouette von weitem zu sehen ist und stellt so etwas wie das Wahrzeichen der Halbinsel Reykjanes dar. Alle sind gespannt, ob die seismischen Tätigkeiten bald nachlassen oder was geschehen wird. Vielleicht folgt hier schon bald ein Update?

Ein unangekündigter Sturm im Südosten und in den südlichen Ostfjorden liess mich auf der aktuellen Reise stoppen und machte diesen Bericht möglich. Ich war mit der Kamera mit Wetterstimmungen und den vielen gesichteten Rentieren in der Gegend beschäftigt, als ich per Anruf vor fliegenden Sand und Steinen gewarnt wurde. So nahm mein Camper keinen Schaden und ich fuhr zurück zum Studioappartement, meiner Unterkunft vom Vortag.

Bildschirmfoto der Windangaben und der Warnung vor fliegendem Sand in Südostisland von road.is. 27.02.2021

Update 1. März: Weitere Beben und mögliche Szenarien

Nun erlebte ich mein erstes wirkliches Erdbeben! Morgens gegen 01.30 Uhr erwachte ich, die Erde grollte, Möbel ächzten und es rüttelte – dies alles für einen kurzen Moment, aber deutlich spürbar. Bald schlief ich aber wieder ein und vernahm am Morgen aus dem Radio, dass das Erdbeben eine Stärke von 4,9 hatte und das Epizentrum etwas südwestlich des Berges Keilir lag. Im Verlaufe des Tages wurden 1800 weitere Beben aufgezeichnet (23 stärker als 3, 3 stärker als 4), im späteren Nachmittag hatte eines die Stärke von 5,1.

Bildschirmfoto von vedur.is mit der Erdbebenaufzeichnung vom 01.03.2021

Zu dieser Zeit war ich im Auto von Reykjavik nach Keflavik unterwegs und merkte nichts davon, obwohl die Flughafenstrasse Reykjanesbraut geschätzt nur gerade fünf bis sieben Kilometer von der Erdbebenzone bei Keilir und dem Berg Fagradalsfjall entfernt ist. Alles war heute bestens erkennbar.

Keilir und Fagradalsfjall von der Flughafenstrasse aus fotografiert. 01.03.2021

Am Abend traf ich sich nun der wissenschaftliche Rat des Zivilschutzes und in den TV Nachrichten wurde ausführlich informiert. Mittlerweile kommt man zum Schluss, dass eventuell Magma unter dem Berg Fagradalsfjall einschiesst. Es wurden bereits grössere Verschiebungen festgestellt, als zuvor angenommen und würde dies erklären. Der Wissenschaftsrat stellte mögliche Szenarien vor. Demnach kann die  Erdbebentätigkeit in den kommenden Tagen entweder nachlassen oder sich verstärken, in der erwähnten Umgebung von Fagradalsfjall bis zur Stärke 6 oder weiter östlich bei den Brennisteinsfjöll sogar bis 6,5. Sollte wirklich Magma bei Fagradalsfjall einschiessen, kann dies zur Ruhe kommen und nichts sichtbares geschieht oder aber ein Lavastrom tritt an die Oberfläche, was vermutlich in unbesiedeltem Gebiet geschehen dürfte. Niemand kann definitiv voraussagen, was genau geschehen wird.

Die Lokalzeitung Vikufrettir hat mittlerweile im Bürogebäude mit Blick auf Keilir eine Livekamera eingerichtet. Somit ist man für alle Fälle gewappnet und könnte selbst einen Ausbruch direkt beobachten.

Irgendwie ist es sehr speziell so nahe am ungewissen Geschehen zu sein! Nein, Angst habe ich keine, aber es bleibt spannend und wohl weiterhin rüttelnd auf der Halbinsel Reykjanes und im Südwesten Islands. Vielleicht folgt hier bald ein weiteres Update?

Ein Kommentar

  1. Liebe Marianne

    einmal mehr ein spanneneder Bericht. Danke
    Freu mich auf das nächste update…i denke, das wird kommen 🙂
    pass uf di uf.
    Liebe Gruess
    Christine

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